MIT Hessen: EU-Bankenregulierung muss kleinere Institute berücksichtigen

Datum des Artikels 28.06.2017
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Im Rahmen einer Veranstaltung der MIT Hessen berichtete der Leiter der Brüsseler Repräsentanz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Georg Huber, über die Arbeit der Repräsentanz.

Huber gab Einblicke in die Struktur der Lobbyarbeit und die Herausforderungen für die Sparkassen-Finanzgruppe in der Interessenvertretung auf EU-Ebene. Immer mehr regulatorische Anforderungen an die Sparkassen entstehen in Brüssel und werden häufig auf dem Weg von Verordnungen umgesetzt, die nur wenig Spielraum für Anpassungen auf nationaler Ebene lassen. Ziel des DSGV ist es, nicht nur die laufenden Gesetzgebungsvorhaben wie z.B. die derzeit diskutierte Überarbeitung der Kapitalanforderungen an Finanzinstitute eng zu begleiten, sondern alle Themen im Finanzbereich mit Relevanz für die Sparkassen-Finanzgruppe, vorausschauend zu erkennen. "Der Mittelstand braucht gute Finanzierungsbedingungen. Die Weichen dafür werden zunehmend in Brüssel gestellt. Als DSGV setzen wir uns dafür ein die traditionelle Bankfinanzierung gegenüber einer kapitalmarktbasierten Finanzierung der Unternehmen nicht zu benachteiligen. Denn Kapitalmärkte sind für den breiten Mittelstand keine Alternative", so Huber. Regional verwurzelte, bankbasierte Unternehmensfinanzierung dürfe nicht vernachlässigt werden und gerade kleine und mittlere Finanzinstitute müssen daher weiter in die Lage versetzt werden, die Realwirtschaft zu finanzieren. Dazu ist die EU-Bankenregulierung bislang nicht differenziert genug. Huber: "Um die starke Mittelstandsfinanzierung in Deutschland zu sichern, braucht es angemessene Regelungen, nicht nur für international tätige Bankkonzerne, sondern auch für kleinere Institute und solche mit einfachem Geschäftsmodell." Der DSGV setzt sich daher für eine Small and Simple Banking Box ein.

Gastgeber der MIT-Veranstaltung war die Sparkasse Fulda. Deren Vorstands-Vorsitzender Alois Früchtl bezeichnete den Mittelstand als „Erfolgsmotor“ der deutschen Wirtschaft und die Sparkassen als „natürliche Partner“. Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen warb er für eine mittelstands-freundliche, investitionsorientierte Politik und warnte vor höheren staatlichen Konsumausgaben. Das wirtschaftlicher Vernunft verpflichtete Engagement der MIT sei gerade in den nächsten Wochen und Monaten sehr wichtig. MIT-Landesvorsitzender Marco Reuter: "Es war großartig, dass mit Georg Huber ein profunder Kenner der Brüsseler Abläufe extra zu uns nach Fulda gekommen ist. Er hat uns einen spannenden Einblick hinter die Kulissen geliefert. Die anschließende Diskussion hat meine ganz persönliche Einschätzung des Kernproblems bestätigt: In Brüssel haben zu oft Technokraten das letzte Wort, die zwar fachlich hoch kompetent und sicherlich hochintelligent sind, denen aber das Gespür und das Verständnis für die spezifischen Abläufe und Bedürfnisse vor Ort fehlt. Wer Europa wieder näher an die Bürger bringen will, muss hier ansetzen."

Foto: v.l. Alois Früchtl Vorstandsvorsitzender Sparkasse Fulda, Georg Huber DSGV, Marco Reuter MIT Landesvorsitzender und Jürgen Diener MIT-Kreisvorsitzender