Flüchtlinge im Kreis Düren – Chance und Herausforderung

Datum des Artikels 18.01.2017
Basis aktuell

„Beschäftigung für anerkannte Flüchtlinge, Asylbewerber/innen und Geduldete im regionalen Mittelstand – Möglichkeiten und Voraussetzungen“, war das Thema einer Informationsveranstaltung, zu der die MIT Düren seine Mitglieder eingeladen hatte.

Referenten des Abends waren der Sachgebietsleiter Personalvermittlung bei der job-com Düren, Bernhard Stier und sein Kollege Günther Steckenborn. Ziel der job-com, so Bernhard Stier, seien die Unterstützung der Betroffenen auf dem Weg zur gesellschaftlichen und beruflichen Integration durch Sicherung des Lebensunterhaltes, berufliche Beratung und Orientierung, Kontakte & Begleitung, Empfehlung & Zuweisung, Ganzheitliche Begleitung sowie„Fördern & Fordern“. „Die Zuwanderer sind eine „Herausforderung, aber auch eine Chance“, so der Referent. Aufgabe seines Amtes sei die Gestaltung und Beschleunigung von Integrationsprozessen. Vorrang habe dabei der Spracherwerb; nach Möglichkeit soll berufliche Orientierung und Qualifizierung aber bereit parallel erfolgen. Die job-com möchte die geflüchteten Menschen hierbei entsprechend ihrer Potentiale unterstützen. „Die Unterstützung“, so Günther Steckenborn, "erfolgt über die Regelinstrumente des SGB II. Asylberechtigte haben uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt, sodass alle Förderinstrumente der job-com zum Einsatz kommen können." Dazu zählen betriebliche Praktika, Einstiegsqualifizierung in Ausbildungsbetrieben (EQ) zur Vorbereitung auf berufliche Ausbildung, ein Ausbildungsbonus für Betriebe, ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), Eingliederungszuschüsse, eine Umwandlungsprämie und die Begleitung nach der Vermittlung.

Für eine erste berufliche Beratung und die Schaffung einer Ausgangsbasis für die Integration wurde bei der job-com ein Team „Zuwanderung“ installiert. Teamleiter ist Carsten Muschenich. In dem Team "Zuwanderung" arbeiten aktuell sechs Kolleginnen & Kollegen, darunter eine Mitarbeiterin in Jülich. Beratungen finden terminiert und auf Einladung der job-com statt. Zur Unterstützung des Teams gibt es arabischsprechende Integrationshelfer. Derzeit werden vom Team "Zuwanderung" bei der job-com 750 anerkannte Flüchtlinge in 563 Bedarfsgemeinschaften betreut (darunter 69% aus Syrien, 14% aus dem Irak und 9% aus Eritrea). Aktuell leben darüber hinaus ca. 1.200 Asylbewerber aus Ländern mit hoher Schutzquote im Kreis Düren, welche bei Anerkennung der Asylanträge in die Zuständigkeit der job-com übergehen werden.

Schließlich gab Bernhard Stier eine realistische Einschätzung zu den mittel- bis langfristigen Integrationsprozessen. Dazu zählen für ihn u.a. die zur Dauer des Spracherwerbs, der zeitliche Umfang von beruflicher Orientierung, Vorbereitung auf Berufsausbildung oder andere berufliche Qualifizierung und die Integration in Arbeit als Schlüssel für die gesellschaftliche Integration. "Bis die geflüchteten Menschen in der deutschen Gesellschaft angekommen sind, werden wir einige Jahre und immense Anstrengungen benötigen. Nicht alle haben das Potential die hohen Anforderungen beruflicher Ausbildung in Deutschland zu bewältigen. Wir haben die mit den geflüchteten Menschen eine gute Chance, hoch motivierte zukünftige Arbeits- und auch Fachkräfte für Deutschland zu gewinnen. Sofern einige mit beruflichen Erfahrungen oder solider Ausbildung in ihre Herkunftsländer zurückkehren, kann Deutschland auch davon nur profitieren.“, meinte er abschließend. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der MIT Düren, Thomas Labruier, wies in seinen kurzen Ausführungen daraufhin, dass die Vermittlung der Flüchtlinge in Arbeit „mehr als wichtig“ sei und des enormer Anstrengungen von Politik, Verwaltungen und Handel, Handwerk und Industrie bedürfe. Von 406.000 Arbeitssuchenden wären erst 8% vermittelt worden. MIT-Chef Rolf Delhougne, der sich bei den Referenten und den interessierten Gästen bedankte, rief die Arbeitgeber auf, nicht nur auf ihre Umsätze und Gewinne zu sehen, sondern auch ihre gesellschaftliche Verpflichtung für die Integration der geflüchteten Menschen ernst zu nehmen. Anschließend entwickelte sich eine rege Diskussion zwischen den Referenten und Teilnehmerinnen und Teilnehmern, in deren Verlauf die anwesenden Mittelständler Probleme aus ihrer täglichen Arbeit mit Behörden und „Papierkram“ schilderten und Ratschläge zur Lösung erhielten.