MIT Herford: Auch die Landwirtschaft gehört zum Mittelstand

Datum des Artikels 04.04.2016

Milchviehhaltung, Ackerbau und Düngerverordnung waren Begriffe, die jetzt auf einer Diskussionsveranstaltung des MIT-Kreisverbandes Herford auf dem Hof Düsediekerbäumer in Hiddenhausen Oetinghausen aufkamen. „Auch die Landwirtschaft ist ein mittelständischer Wirtschaftsfaktor“ begründete Alexander Elbracht die Entscheidung des Vorstands, die heimische Landwirtschaft in den Mittelpunkt einer Veranstaltung zu stellen.

Als sachkundigen Gesprächspartner konnte der MIT-Vorsitzende den Teilnehmern den Landwirt Hermann Dedert vorstellen. Der Referent betreibt einen Ackerbaubetrieb in Hiddenhausen Eilshausen und steht seit einem Jahr dem landwirtschaftlichen Kreisverband Herford-Bielefeld vor. Unter seinen Zuhörer waren Landwirte sowie Mitglieder des Kreistages und des MIT-Kreisverbandes.

Mit der Darstellung des Strukturwandels in der Landwirtschaft begann Hermann Dedert seine Ausführungen. So sei die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Herford von 1989 bis 2010 um rund 70 Prozent von 1867 auf 547 gesunken. „Es gibt weniger Betriebe, die aber eine immer größere Fläche bewirtschaften“, so Dedert. Betrug die durchschnittliche Größe eines Hofs 1989 noch 15,7 Hektar, so sind es heute rund 36,5 Hektar. Die Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe sei Dank der Spezialisierung, des effizienten Einsatzes von Dünger und Pflanzenschutz und moderner Technik gestiegen. Aber „um 1900 haben noch 38 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet, heute sind es nur noch zwei. Und das hat zu einer Entfremdung in der Gesellschaft geführt“, musste der Referent feststellen.

Aktuell bestimme die wirtschaftliche Situation und die gesellschaftliche Diskussion die Entscheidungsfindung der Landwirte, so Dedert. Und auch die große Zahl an Verordnungen, Gesetzen und Auflagen, mit denen sie tagtäglich in ihrer Arbeit zu tun haben, beeinflusse sie. Seit Anfang 2015 sei die Preisentwicklung in der Landwirtschaft sehr schwierig. Neben dem Russland-Embargo und der schwachen Konjunktur in China trage besonders die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland zur wirtschaftlich schwierigen Situation der Landwirtschaft bei. „Die Preise für Lebensmittel steigen, aber nur sehr wenig bleibt bei den Erzeugern“, sagte Dedert. Jetzt sei der Verbraucher gefragt. So habe der landwirtschaftliche Kreisverband erst vor kurzem mit einer Aktion vor einem Supermarkt die Kunden auf seine Situation aufmerksam gemacht. Im Kreis Herford macht Dedert der Flächenverbrauch Sorge. Durch die Anlage von Wohn- und Gewerbegebieten, durch den Straßenbau sowie durch Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen sei die landwirtschaftlich genutzte Fläche von 27556 Hektar 1989 auf 19885 Hektar 2010 geschrumpft. Besonders die Ausgleichmaßnahmen sieht der Landwirt sehr kritisch. „Wird ein Hektar versiegelt, werden als Ausgleich zwei bis drei Hektar renaturiert. Wie lange können wir uns das noch leisten?“ fragt er sich. Auch die zahlreichen Auflagen und Verordnungen und ihre Auslegung durch die Verwaltung betrachte er sehr kritisch. Schließlich finde auch die gesellschaftliche Diskussion um die Landwirtschaft ohne den eigentlich Betroffenen statt. Bei Diskussionen im Fernsehen würden Politiker und Wissenschaftler ihre Meinung sagen, aber Landwirte würden nicht zu Wort kommen.