MIT-Konjunkturbrief Mittelstand aktuell Mai 2025

Datum des Artikels 14.05.2025
Bund aktuell

Die Wirtschaftswende beginnt. Zwar hatte der IWF zuletzt seine Prognose für das Wachstum in Deutschland reduziert. Es droht das dritte Jahr ohne Wachstum. Doch es gibt immer mehr Anzeichen für eine konjunkturelle Trendumkehr. Die Produktion hat im ersten Quartal erstmals seit drei Jahren zugelegt. Auch das BIP ist wieder gewachsen. Die Unternehmen bekamen zuletzt wieder mehr neue Aufträge. Die lange Phase der zweistelligen Zuwachsraten bei den Insolvenzen ist gebrochen. Die Inflation nähert sich der EZB-Zielmarke. Die Unternehmen rechnen mit höheren Investitionen, mit mehr Gewinn und weniger Geschäftsaufgaben. Mit der politischen Neuordnung verbinden viele Unternehmen wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen. Die Zufriedenheit der Wirtschaft mit der Wirtschaftspolitik steigt, die Geschäftslage von KMU verbessert sich. Doch die Herausforderungen am Standort Deutschland bleiben gewaltig. Der Mittelstand baut Stellen ab, er leidet unter schwachen Umsätzen und steigenden Lohnkosten. Die US-Zollpolitik versetzte dem Außenhandel einen Dämpfer. Und Deutschland fällt als Standort für Unternehmensgründungen zurück – vor allem durch zu viel Bürokratie. Die Wirtschaftswende muss nun konsequent umgesetzt werden. Mit Koalitionsvertrag und Regierungsbildung wurden erste Schritte getan. Jetzt müssen rasch die Belastungen für Unternehmen sinken, Deutschland muss als Innovations- und Gründungsstandort fit gemacht werden.

Wirtschaftsleistung: Die Produktion hat im März gegenüber dem Vormonat um 3,0% zugelegt. Im gesamten Q1 wuchs sie um 1,4%, das war das stärkste Quartalswachstum seit drei Jahren (Destatis 08.05.25). Auch das BIP ist in Q1 gegenüber dem Vorquartal um 0,2% gestiegen, lag aber immer noch 0,4% unter Vorjahresniveau (Destatis 30.04.25). Der Mittelstand kämpft weiterhin mit schwachen Umsätzen, insbesondere Bauhauptgewerbe und Gastgewerbe verzeichneten zuletzt deutliche Umsatzrückgänge (DATEV 22.04.25). Trotz erster Hoffnungen auf eine Trendwende hat der IWF seine Prognose für das BIP-Wachstum zuletzt reduziert und geht von einer Stagnation aus (0,0%) aus (IWF 22.04.25) – damit wäre 2025 das das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge.

Auftragslage: Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist im März um 3,6% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im gesamten Q1 lagen die Neuaufträge aber immer noch um 2,3% niedriger als im Vorquartal (Destatis 07.05.25).

Insolvenzen: Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen ist im April um 3,3% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die lange Phase der zweistelligen Zuwachsraten (Juli 2024 bis Januar 2025) scheint damit überwunden zu sein (Destatis 09.05.25). Im Gesamtjahr 2024 waren die Insolvenzen europaweit um 12,2% gestiegen, wobei die Steigerung in Deutschland mit 22,5% besonders dramatisch war (Creditreform 07.05.25).

Preisentwicklung: Die Inflationsrate in lag im April bei +2,1%, die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, (Kerninflation) betrug 2,9%. (Destatis 30.04.25).

Arbeitsmarkt: Im April sank die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3% (ILO-Konzept: 3,7%), damit lag sie um 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau (BA 30.04.25). Kleine Unternehmen verzeichnen jedoch einen deutlichen Beschäftigungsrückgang. Im März lag das Lohnwachstum weiterhin über der allgemeinen Preisentwicklung und bleibt somit ein relevanter Kostenfaktor (DATEV 22.04.25). Laut ifo-Beschäftigungsbarometer bauen die Unternehmen weiter Stellen ab, allerdings weniger stark als noch im Vormonat (ifo 28.04.25).

Außenwirtschaft: Im März sind die Exporte gegenüber dem Vormonat um 1,1% gestiegen und die Importe um 1,4% gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Exporte um 2,3% und die Importe um ebenfalls 2,3% (Destatis 08.05.25). Jeden zweiten Mittelständler beunruhigen die US-Zölle aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf seine Handelspartner. Über die direkten Effekte auf das eigene Geschäftsmodell machen sich deutlich weniger Unternehmen Sorgen. Die USA bleibt jedoch für jeden fünften Mittelständler eine strategische Zielregion. (DZ Bank 07.05.25).

Standort Deutschland: Als Standort für Gründungen wird Deutschland von internationalen Experten nur noch mit der Note 4,0 („ausreichend“) bewertet. Damit ist Deutschland nach vielen Jahren in die untere Hälfte der G20 Länder abgeglitten. Von der Politik wünschen sich Gründer vor allem Bürokratieabbau (KfW 17.04.25). Zuletzt wirkten sich die Zollankündigungen der US-Administration negativ auf die Investitionsbereitschaft in Deutschland aus. Insbesondere exportorientierte Branchen melden rückläufige Investitionsplanungen (GBP 16.04.25). Mit der politischen Neuordnung verbinden viele Unternehmen jedoch wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen. So stieg nach der Bundestagswahl etwa der Anteil an Unternehmen, die von einer Fortsetzung ihrer Geschäftstätigkeit in den nächsten zwölf Monaten ausgehen, von 82,1% im Oktober 2024 auf 87,0% (GBP 16.04.25). In Erwartung des Koalitionsvertrags zwischen CDU/CSU und SPD steigt die Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik im ersten Quartal 2025 um 0,26 Punkte (GBP 16.04.25).

Geschäftsklima: KMU beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage besser als im Vormonat. Gleichzeitig fallen ihre Geschäftserwartungen nun aber wieder pessimistischer aus (KfW/ifo 05.05.25). Die Unsicherheit unter den Selbständigen hat zugenommen (ifo 06.05.25).

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