MIT Stadtverband Viersen vor Ort im „Ramshof“

Datum des Artikels 14.05.2021
Basis aktuell

Gastronomie- und Hotelbranche vor großen Herausforderungen nach den Corona-Lockerungen

Die Corona Pandemie stellt unter anderem die Gastronomie- und Hotelbranche vor große Herausforderungen.
Dies nahmen der MIT-Stadtverbandsvorsitzende Joachim Feies und MIT-Vorstandsmitglied Markus Drabben zum Anlass, sich vor Ort, im Kreis Viersen, ein Bild von der aktuellen Lage zu machen.

Matthias Stieger, Inhaber des Hotel-Restaurant „Landgut Ramshof“ in Willich-Neersen stellte sich in diesem Zusammenhang einer Diskussionsrunde mit den beiden Vertretern der Mittelstandsunion. Das Gespräch fand Mitte Juni, einhergehend mit aktuellen Corona-Lockerungen statt. So, dass beim Betreten des Landgutes erfreulicherweise schon wieder relativ viele Gäste zu sehen waren.

Ein schöner Anblick, der sich aber im Gesicht von Herrn Stieger offensichtlich nicht widerspiegelte, daher die Frage von Joachim Feies an Herrn Stieger „Corona hat ihnen sicher sehr zu schaffen gemacht und macht es sicher noch?“

Um so verblüffender die Antwort des Landgutbetreibers.

„Corona? …. Das ist vorbei ……, na ja, natürlich noch nicht ganz. Ja, es hat Probleme bereitet und tut es auch noch, aber unser eigentliches Problem ist ein ganz anderes“,, doch dazu später mehr….

Matthias Stieger hat es verstanden, in der schwierigen Situation alle möglichen Alternativangebote zu aktivieren, damit der „Laden“ trotzdem irgendwie läuft.

Der „Ramshof“ hat jederzeit flexibel auf Veränderungen reagiert. Natürlich nicht immer kostendeckend aber das Geschäft konnte durchlaufen, wenn auch eingeschränkt.

Markus Drabben und Joachim Feies zeigten sich beeindruckt vom Einsatz und auch von dem Ideenreichtum, der hier gerade in schwierigen Zeiten, hervorgebracht wurde. Dies sollte Vorbildfunktion und Anregung zugleich für ähnlich Betroffene sein, die möglicherweise in einer Art „Schockstarre“ verharren, anstatt zu handeln.

Was die staatliche Unterstützung angeht, so sagt Stieger, dass die Hilfe für November und Dezember 2020 soweit in Ordnung war, allerdings aber auch erst im März 2021 abschließend geleistet wurde. Vorab gab es lediglich Abschlagszahlungen.
Das Kurzarbeitergeld von April stünde auch noch aus. - Das Ganze sei vom Grund her in Ordnung, - was die Schnelligkeit der Zahlungen angeht aber überhaupt nicht ausreichend als Hilfe in einer Notsituation.

Am meisten stört den Unternehmer aber die ungerechte Behandlung wie er sagt. Die Unverhältnismäßigkeit, mit welcher der Hotel- und Gastronomiebranche Einschränkungen gegenüber anderen Branchen auferlegt wurden, könne man einfach nicht nachvollziehen.

Beim Anblick des gesamten Anwesens im Innen- sowie im Außenbereich kann man diesen Unmut schon verstehen. Joachim Feies wirft ein, dass seiner Ansicht nach ohnehin die gesamten Auflagen und Einschränkungen individuell betrachtet werden müssten - gerade vor dem Hintergrund, dass Geschäftsräume doch sehr unterschiedlich in Bezug auf Größe und Aufteilung gestaltet sind, liege es doch nahe, dass auch die Möglichkeiten und notwendige Maßnahmen fallbezogen besprochen und festgelegt werden sollten.

Wäre dies schon einmal früher in Betracht gezogen worden, hätte man sicher das ein oder andere Geschäft vor größerem Schaden bewahren können.

Doch nun zu dem, was Herrn Stieger am meisten belastet. Das ist der Personalmangel. Sicher auch durch Corona, insbesondere in dieser Branche verschlimmert. Aus Angst langfristig ohne Job zu sein, haben viele Arbeitskräfte in andere Branchen gewechselt und stehen nun, wo es wieder los gehen soll, einfach nicht mehr zur Verfügung.
Und hier geht es nicht nur um Fachkräftemangel, sondern jegliches Personal, von fehlenden und ungeeigneten Auszubildenden ganz zu schweigen, beklagt sich Matthias Stieger.

Wenn sich daran nicht grundlegend etwas verändert wird die Konsequenz sein, dass die Geschäfte kleiner werden und Warte- und Lieferzeiten in unerträgliche Maße anwachsen werden.
Einen Tisch im Restaurant zu reservieren mit einer Vorlaufzeit von 3 Monaten oder mehr, das könnte eine der gar nicht so abwegigen Folgen sein, blickt Stieger sorgenvoll in die Zukunft.
Markus Drabben kann sich das nicht als motivierende Perspektive eines Unternehmers vorstellen.
Doch was tun ?
Der Vorsitzende der MIT Viersen, Joachim Feies sieht diese Schwierigkeiten letztendlich in allen Bereichen der Wirtschaft. Das ist einfach nicht mehr tragbar meint er.
Es geht auch nicht nur um demografischen Wandel. Hier muss sich ganz dringend etwas an grundlegenden Einstellungen und mittlerweile eingefahrenen Gewohnheiten in der Gesellschaft ändern.
Jeder redet von Work-Life Balance, viele aber ohne zu bedenken, dass in diesem Begriff auch das Wort „Work“ enthalten ist.
Wir können nicht „nur“ Spass haben, sondern wir müssen dafür auch etwas tun.
Wie lässt sich sonst z.B. erklären, dass wir einfach keinen Nachwuchs für Ausbildungsplätze mehr finden ?
Früher haben Ausbildungsverhältnisse mit dem 14. Oder 15. Lebensjahr der Azubis begonnen. Heute überlegen viele erst mal bis Mitte 20 oder sogar bis zum 30. Lebensjahr was sie denn überhaupt machen wollen.
Dabei gibt es so enorm viele und vielfältige Bildungs- und Ausbildungsangebote wie nie zuvor.
Feies appelliert an alle möglichen Bewerber, sich einen Ruck zu geben, eine Entscheidung für eine Ausbildung zu treffen und diesen Weg konsequent zu verfolgen.