Vortrag zur Ursachenforschung des Russland-Ukraine-Konflikts beim MU Kreisverband Deggendorf

Datum des Artikels 15.09.2022
Basis aktuell

Am 15.9.2022 fand auf Einladung des KV MU Deggendorf, Ulrich Graf von Arco-Zinneberg, in der Schlosswirtschaft Moos ein spannender Vortrag mit dem Titel "Wege in den Krieg - die historischen Ursachen des Ukraine-Konflikts" statt. Referent war der Soziologe und Ökonom, M.A. Stefan Preis aus Hamburg.

Dieser Krieg, dessen wirtschaftliche und politische Auswirkungen die Menschen hierzulande zunehmend restriktiv zu spüren bekommen, war Anlass für die Einladung des Referenten beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die Ursachen auf Basis geschichtlicher, philosophischer, ökonomischer, sozialer und machtpolitischer Aspekte aufzuzeigen. Beginnend bei der geopolitischen Lage, über die Chronologie beider Staaten spannte sich der Bogen; vom Kiewer Rus, der 1054 der größte Staatenbund Europas war, über die Russische Revolution bis zur Gegenwart. Besonderes Augenmerk erhielt die Halbinsel Krim, die wegen ihrer strategisch bedeutsamen geographischen Lage mit den Hafen- und Handelsstädten Sewastopol und Odessa eine wechselvolle Geschichte erfuhr, und insgesamt über viele Jahrhunderte russisches Hoheitsgebiet war. Infolgedessen erklärte Russlands Präsident Putin am 4.12.2014: "Die Krim hat eine große zivilisatorische und sakrale Bedeutung - jetzt und für immer". Dass deutsche Philosophen und Soziologen wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx und Max Weber großen Einfluss auf das russische Gedankengut hatten, wurde ebenso vom Referenten ins Bewusstsein gerückt wie der Umstand, dass Chruschtschow 1954, als er zum Parteichef der KPdSU aufgestiegen war, die bis dato zu Russland gehörende Krim der Ukraine einverleibte (Januar 1919: Gründung der Ukrainisch Sozialistischen Republik, eine der vier Gründungsrepubliken der Sowjetunion). Hintergrund war, dass der vormalige Sowjetführer Stalin 1944 für den Wiederaufbau des zerstörten Russlands von Chruschtschow, der zu dem Zeitpunkt Parteichef der Ukraine war, 100 000 ukrainische Soldaten forderte. Zum Schluss dieses ersten Teils des komplexen Ukraine-Themas hatte sich erschlossen, dass Putin in der über insgesamt viele Jahrhunderte währenden Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland wohl eine Legitimation für die Annexion der Krim und den Ukraine-Krieg sieht. Hinzu dürften die Bestrebungen verschiedener Staaten, NATO-Mitglieder zu werden, als Bedrohung für die Russische Föderation angesehen worden sein. Alles in allem stellt sich die Frage, ob Putins Strategie eine Rückkehr zu machiavellistischer Machtpolitik ist. An diesen vielschichtigen und erhellenden Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, die das brennende Interesse der anwesenden Mittelständler widerspiegelte.