Digitale Vergaben

Datum des Artikels 08.10.2025
Beschluss

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion fordert den Bundesrat auf, ein bundesweit einheitliches digitales Vergabeportal für öffentliche Ausschreibungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene einzuführen. Dieses Portal soll folgende Funktionen verbindlich umfassen:

  • zentrale Veröffentlichung aller relevanten Ausschreibungen mit Echtzeitsuche,
  • vereinheitlichte digitale Angebotsabgabe inkl. Plausibilitätscheck,
  • transparente, nachvollziehbare Vergabeverläufe und Zuschlagsentscheidungen,
  • niedrigschwelliger Zugang für KMU ohne aufwändige Präqualifikation sowie
  • Schnittstellen zu eRechnung, ELSTER und Registersystemen.

Die Nutzung soll ab einem definierten Schwellenwert verpflichtend werden und durch eine bundesweite Schulungsinitiative begleitet werden.

Begründung:

Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen kein Marktzugang, sondern eine Zumutung. Unterschiedliche Plattformen, aufwendige Papierprozesse, abweichende Formalien und intransparente Vergabeverfahren machen das Mitbieten unnötig kompliziert und riskant.

Gerade in einem föderalen System mit Tausenden ausschreibenden Stellen ist die Zersplitterung besonders ausgeprägt: Während große Konzerne eigene Vergabestellen und Expertenteams beschäftigen, fehlt es mittelständischen Betrieben oft an Zeit, Personal oder Know-how, um mit den bürokratischen Anforderungen Schritt zu halten. Die Folge: Viele Aufträge bleiben unter dem Wettbewerbspotenzial. Qualität und Preis-Leistungsverhältnis geraten ins Hintertreffen. Gleichzeitig steigen Aufwand und Kosten auf Seiten der öffentlichen Hand durch Rückfragen, vergaberechtliche Streitigkeiten oder mangelhafte Projektausführung.

Ein zentrales, intelligentes und digital standardisiertes Vergabeportal ist kein Luxus, sondern eine überfällige Voraussetzung für faire Teilhabe und wirtschaftlich effiziente Beschaffung. Es senkt Einstiegshürden, automatisiert Abläufe und sorgt für Transparenz, Geschwindigkeit und Rechtsklarheit. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um Vertrauen in die öffentliche Hand: Wer klare Chancen bietet, stärkt Akzeptanz und sichert Qualität durch echten Wettbewerb.
Auch für die Verwaltung selbst bringt ein solches System Vorteile: weniger Rückfragen, weniger Fehler, weniger Vergabeverfahren mit vermeidbarem Mehraufwand. Was bisher auf unübersichtlichen Einzellösungen oder sogar analogen Pfaden läuft, gehört auf eine moderne Plattform mit klarer Struktur, einheitlicher Bedienung und nachvollziehbaren Standards. Der Staat als Auftraggeber sollte Maßstab setzen und zeigen, dass Digitalisierung ein echter Hebel für ein leistungsfähiges Gemeinwesen sein kann.

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